Regress trotz genehmigtem Cannabis-Vaporizer

Praxisberatung für Ärztinnen und Ärzte ist eine ernste Sache, immer abwechslungsreich – oft aber auch blanker Wahnsinn. So wie in diesem Fall aus unserer Praxisberatung:

Ein Arzt verordnet Cannabis, die Krankenkasse genehmigt. Doch dann folgt ein bürokratisches Durcheinander – und am Ende ein Regress.

Wer hat hier eigentlich geraucht: der Patient oder der Sachbearbeiter bei der Krankenkasse?

Cannabis zu verordnen ist für Ärzte noch immer riskant. Denn die formellen und bürokratischen Anforderungen sind kaum zu überbieten. 

Ein Arzt verordnet Cannabis, das Extrakt ist von der Krankenkasse genehmigt worden. Im Laufe der Behandlung wird auf Blüten umgestellt. Dazu braucht es natürlich noch einen Vaporizer. Diesen genehmigt die Krankenkasse auch.

Die Blüten werden jedoch regressiert. Der Arzt hatte die Änderung der Darreichungsform nicht rechtzeitig beantragt.

Hätte die Krankenkasse das nicht sofort sehen müssen, als der Antrag für den Vaporizer einging?

Warum wartet sie mehrere Quartale ab, um den Regressantrag zu stellen? Und was war jetzt eigentlich falsch: die nicht genehmigten Blüten oder der genehmigte Vaporizer?

Der Fall beschäftigt die Beteiligten weiter: Krankenkasse, Prüfungsstelle, Arzt. Es geht längst nicht mehr darum, ob Blüten das geeignete Mittel waren (waren sie, sonst wäre der Vaporizer nicht genehmigt worden). Es geht nur darum, dass Formalien (vorher! Genehmigung! einholen!) nicht eingehalten wurden.

 

Und jetzt?

Der Arzt ist wenigstens nicht allein, er hat die Beratung an seiner Seite. Ich konnte ihm helfen, einen soliden Widerspruch gegen den Regress einzulegen.

Noch läuft das Verfahren – kein Wunder bei all dem bürokratischen Aufwand, der immer mehr Mitarbeitende an verschiedenen Stellen involviert.

Wen wundert es da, dass die Verwaltungskosten der Krankenkassen explodieren?

 

Sie haben ebenfalls Praxiswahnsinn erlebt?

Erzählen Sie uns davon – in den Kommentaren oder per E-Mail.

Die hier dargestellten Fälle sind aus der persönlichen Praxisberatung des Virchowbundes, gesammelt und aufgeschrieben von Margaret Plückhahn, unserer Praxis- und Niederlassungsberaterin.

„In meiner täglichen Beratungspraxis begegnen mir zuweilen Fälle, die auch mich nach über 30 Jahren Tätigkeit im Gesundheitswesen nur den Kopf schütteln lassen. Fälle, die die teils tragische Absurdität unseres Gesundheitssystems offenlegen. Fälle, die zum verzweifelten Seufzen, Weinen oder Lachen bringen – und die es verdient haben, dass sie öffentlich gemacht werden.“

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