
Erfolgreiche Arztpraxis: mit cleverer Betriebswirtschaft zu mehr Gewinn
Viele Praxisinhaber sind besorgt, weil ihre Gewinne schrumpfen. Die Kosten steigen – für Personal, Technik, Miete, Strom und Kredite – aber die Einnahmen bleiben gleich. Was können Sie als Arzt in dieser Situation tun? Der Virchowbund macht Sie mit betriebswirtschaftlichem Know-how fit für den Praxiserfolg.
Medizinisches Fachwissen allein reicht oft nicht mehr aus, um eine Praxis erfolgreich zu führen. Aber betriebswirtschaftliches Know-how kommt im Medizinstudium und während der Weiterbildung zu kurz.
Immer mehr Praxen wenden sich mit Fragen wie „Die Praxis läuft gut – weshalb habe ich trotzdem kein Geld auf dem Konto?“ an die Praxisberatung im Virchowbund. Dort erhalten Ärztinnen und Ärzte genau dieses fehlende unternehmerische Wissen.
Aus dieser täglichen Beratung präsentieren wir hier 4 Fragen, die sich jeder Praxisinhaber schon einmal gestellt haben sollte. Denn die Antworten liefen das notwendige Wissen, um die eigene Praxis zu optimieren.
Wie groß muss Ihr Erlös je Praxisstunde sein?
Zuerst sollten Sie Ihre laufenden Kosten kennen (Miete, Gehälter, Strom und Heizung, Kreditraten …). So können Sie errechnen, wie viel Einnahmen Sie in jeder Behandlungsstunde rechnerisch erzielen müssen. Angenommen, Sie haben monatlich 30.000 Euro an Kosten und sind 160 Stunden in der Versorgung tätig, dann müssen Sie 180 Euro pro Behandlungsstunde erzielen, um die Kosten zu decken.
Nun sollten Sie sich fragen, wie viel Geld Sie monatlich als „Unternehmerlohn“ benötigen. Wenn Sie etwa 12.000 Euro benötigen, um Ihre privaten Ausgaben inklusive Versorgungswerk und Steuern zu decken, sind das 75 Euro pro Behandlungsstunde. In Summe müssen Sie also 180 + 75 = 255 Euro je Behandlungsstunde einnehmen, um gut von der Praxis leben zu können.
Die tatsächlichen Kosten lassen sich leicht ermitteln. Dazu gibt es die Betriebswirtschaftliche Auswertung, kurz BWA. Lesen Sie hier, was eine BWA ist und warum Sie Ihnen hilft.
Basierend auf diesen Ergebnissen können Sie weiter analysieren: Welche Behandlungen decken die Kosten von 255 Euro je Stunde? Welche Behandlungen erzeugen ein Defizit? Wie können Sie den Anteil der profitablen Behandlungen erhöhen? Können Sie unprofitable Behandlungen profitabel machen, indem Sie die Kosten oder die eingesetzte Zeit senken?
Einen Crashkurs zur BWA für Ärzte bietet unser Webinar „BWA für Ärztinnen und Ärzte: So lesen Sie Ihre Praxiszahlen richtig“. Hier finden Sie die nächsten Termine.
Wissen Sie, ob Ihre Investitionen sich lohnen?
Investitionen wirken langfristig: Die hohen Kosten zu Beginn werden oft erst über viele Jahre hinweg durch Mehreinnahmen in einen Gewinn verwandelt. Fehlentscheidungen können sehr teuer werden.
Daher sollten Sie vor jeder Investition den sogenannten Deckungsbeitrag kennen. Das ist der Betrag, ab dem die Investition mehr Geld einbringt als sie kostet.
Bei einer Investition in ein Gerät müssen Sie dafür nicht nur die Anschaffungskosten berücksichtigen, sondern auch Strom, Personaleinsatz, Kreditkosten, Wartung etc. Berücksichtigen Sie auch, ob das neue Gerät Behandlungszeit spart oder zusätzliche Abrechnungsmöglichkeiten bietet.
Die Praxisinfo 28 „Die Auswertung Ihrer Buchhaltung“ hilft Ihnen dabei, den Einfluss von Investitionen auf Ihre Liquidität (siehe: Wie liquide sind Sie?) und Ihren Praxiserfolg zu verstehen.
Wird ein altes Gerät oder Möbel wird durch ein neues ersetzt, sollten sie auch „weiche“ Faktoren einbeziehen: Fühlen sich Ihre Patienten, Mitarbeiter und Sie selbst wohler und sind zufriedener, weil die Praxis „modern“ ist? Wird das Image Ihrer Praxis dadurch gestärkt? Diese Vorteile lassen sich nicht immer beziffern, sollte deshalb aber nicht vernachlässigt werden.
Auch für neue Mitarbeiter lässt sich so eine Kalkulation anstellen. Wie viele Patienten zusätzlich können durch den neuen Mitarbeiter behandelt werden? Welche profitableren Behandlungen können nun abgerechnet werden (siehe: Wie groß muss Ihr Erlös je Praxisstunde sein)?
Investitionen wirken sich auch auf Ihre Steuerlast aus. Wie Sie das zu Ihren Gunsten nutzen, erfahren Sie u. a. im Webinar „Das Steuer-1x1 für Ärztinnen und Ärzte: Was Sie für den Praxisalltag wissen müssen“ am 18.06.2025.
Wie aussagekräftig sind Ihre Vergleichszahlen?
Vergleiche Ihrer Praxiszahlen mit Ihrer Fachgruppe können sehr erhellend sein. Solange nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Beziehen sich Ihre Vergleichszahlen auf Inhaber oder Behandler? In einer Praxis mit mehreren angestellten Ärzten kann das Ergebnis dadurch sehr verzerrt werden. Auch Unterschiede zwischen Ost und West bzw. Land und Stadt können ausschlaggebend sein.
Außerdem sollten Sie aufpassen, ob der Mittelwert (arithmetisches Mittel) oder der Median verwendet wird. Ein einziger extrem hoher oder niedriger Wert kann das Ergebnis des arithmetischen Mittels stark verzerren. Der Median (= der mittlere Wert, wenn man alle Werte der Größe nach sortiert) bleibt davon unberührt.
Beispiel: Das Einkommen von fünf Ärzten ist wie folgt verteilt: 80.000 €, 90.000 €, 100.000 €, 110.000 € und 1.000.000€.
- Arithmetisches Mittel: (80.000 + 90.000 + 100.000 + 110.000 + 1.000.000) / 5 = 276.000 €
- Median: 100.000 € (der mittlere der 5 Werte)
Wichtig sind auch zeitliche Vergleiche Ihrer eigenen Daten. Die wichtigsten Kennzahlen aus der BWA bzw. EÜR sollten sie daher grafisch im Zeitverlauf darstellen. Eine Kurve, die nach unten oder oben zeigt, ist plastischer als eine Zahlenkolonne. So erfassen Sie Wichtiges auf einen Blick.
Machen Sie Vergleiche zu den Vormonaten, aber auch zum selben Monat des Vorjahres, um saisonale Schwankungen zu identifizieren. Wie entwickeln sich z. B. Ihre Personalkosten? Verändert sich das Verhältnis von Personalkosten zu Umsatz über die Monate? Ein Balkendiagramm verschafft Klarheit.
Wie liquide sind Sie?
Rentabilität zeigt den Gewinn Ihrer Praxis. Liquidität hingegen beschreibt Ihre Zahlungsfähigkeit. Sie brauchen ausreichend „flüssige Mittel“, um Ihre laufenden Kosten – Gehälter, Miete, Material – pünktlich zu begleichen.
Geld, das langfristig benötigt wird, sollte auch langfristig finanziert werden und nicht kurzfristig (z. B. über teuren Kontokorrent). Mehr dazu lesen Sie in der Praxisinfo 31 „Liquidität in der Arztpraxis“.
Eine hohe Rentabilität ohne ausreichende Liquidität führt schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Umso wichtiger, dass Sie in Ihrem Businessplan realistische Zahlen haben, wieviel Geld Sie in welchen Phasen benötigen. Wie Sie einen solchen Plan erstellen, zeigt das Webinar „Von der Vision zu Zahlen: Ihr Businessplan für die Praxis“.
Erlernen Sie die wichtigsten Kniffe für eine erfolgreiche Finanz- und Kostenplanung in Ihrer Praxis
Bei all diesen Fragen sind Sie nicht auf sich allein gestellt. Die Praxisberatung des Virchowbundes steht Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
In der Webinarreihe „Betriebswirtschaft für Arztpraxen“ lernen Sie praxisnah und kurzweilig, welche Kennzahlen jeder Praxisinhaber kennen sollte und wie sich diese Zahlen positiv beeinflussen lassen – damit am Ende des Quartals mehr Geld übrig bleibt. Der Einstieg ist jederzeit möglich.
jeweils Mittwoch ab 18 Uhr
- 09.04.2025: Die Arztpraxis als Unternehmen
- 07.05.2025: BWA für Ärztinnen und Ärzte: So lesen Sie Ihre Praxiszahlen richtig
- 04.06.2025: Von der Vision zu Zahlen: Ihr Businessplan für die Praxis
- 18.06.2025: Das Steuer-1x1 für Ärztinnen und Ärzte: Was Sie für den Praxisalltag wissen müssen
Die Webinare sind wie immer für Mitglieder im Virchowbund kostenfrei.
Sie haben konkrete Fragen zur Abrechnung oder anderen Aspekten der Praxisorganisation? Dann steht Ihnen unsere Praxisberatung zur Verfügung. Außerdem bieten wir eine Reihe praktischer Online-Seminare zu diesen Themen sowie rechtlich geprüfte Praxisinfos und Musterverträge zum Herunterladen.
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