Christian Bartelt (FDP)

5 Antworten zur Bundestagswahl 2025

Wir fragen 4 Medizinerinnen und Mediziner im Bundestag, was sie nach der Bundestagswahl 2025 bei den Themen Freiberuflichkeit, Patientensteuerung, Digitalisierung, Investoren im Gesundheitswesen und GOÄ bewegen wollen.

Hier: FDP-Kandidat Christian Bartelt.

 

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Kurzbiografie Christian Bartelt

  • Geboren am 16. September 1976 (Alter 48 Jahre) in Neubrandenburg
  • Facharzt für Zahnmedizin
  • Seit 2004 niedergelassen in eigener Praxis
  • Im Bundestag seit September 2023 für die FDP

Das sagt Christian Bartelt (FDP) zu ...

1. Freiberuflichkeit

Der Arztberuf ist nach Definition ein Freier Beruf. Darauf hat nicht zuletzt auch der Patient ein Anrecht. Wo sehen Sie aktuell die Freiberuflichkeit bedroht und was muss geschehen, dass diese Freiberuflichkeit geschützt wird?

 

Wenn wir uns das Einkommenssteuergesetz anschauen, kann man sehen, wo derzeit die Freiberuflichkeit unter Druck gerät: In § 18 (1) 1 EstG steht, dass „Voraussetzung ist, dass er auf Grund eigener Fachkenntnisse leitend und eigenverantwortlich tätig wird.“

Der Gesundheitssektor in Deutschland ist schon immer stark reglementiert. Zunehmende Bürokratie, gesetzliche Vorschriften und auch Richtlinien der Krankenkassen schränken unsere freiberufliche Tätigkeit immer weiter ein. Sowohl zeitlich als auch inhaltlich! Das muss sich wieder grundlegend ändern.

Wir brauchen einen massiven Abbau bürokratischen Unsinns, der meist nicht evidenzbasiert ist und nur auf primärem Misstrauen fußt. Konkrete Beispiele aus meinem beruflichen Umfeld sind das nun geltende Amalgamverbot oder die wahnwitzige Idee einer Validierung der Wischdesinfektion.

Außerdem bedarf es einer Stärkung und nicht einer weiteren Schwächung der Selbstverwaltung.

2. Patientensteuerung

Die gesundheitspolitische Diskussion geht gerade viel um die Steuerung der Patienten. Was wären aus Ihrer ärztlichen Sicht die drei wichtigsten, neu einzuführenden Elemente, die zu einer besseren Steuerung der Patienten und damit zu einer besseren Versorgung führen?

 

Ich möchte hier auf unseren Antrag zur Entbudgetierung aus der letzten Woche im vergangenen Jahr hinweisen, der neben der Aufhebung der Mengenbegrenzung auch ein freiwilliges Primärarztmodell zur Patientensteuerung fordert. Hausärzte und grundversorgende Fachärzte nehmen schon immer eine wichtige Lotsenfunktion ein, die wir damit stärken wollen. 

Zudem wollen wir durch einen Abbau von Bürokratie wieder mehr Zeit für die Behandlung von Patienten freimachen. Mehr Zeit für die sprechende Medizin, denn nicht umsonst heißt es „Sprechstunde“, führt auch automatisch zur besseren Versorgung und besseren Steuerung.

Damit einher geht auch, wofür ich immer werbe: Der Appell an die Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit. 

3. Digitalisierung

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hakt noch immer. Mit welchen Anwendungen hoffen Sie, alle Praxisärzte zu Fans der Digitalisierung zu machen?

 

Das ist einfach: Sie muss funktionieren! Die nach wie vor bestehende Störanfälligkeit der Telematikinfrastruktur (TI) wie zuletzt beim E-Rezept ist ein Problem. Leider fehlt es der gematik oftmals an direkter Einwirkungsmöglichkeit auf die Hersteller der Komponenten, was sich eigentlich durch das Digitalagenturgesetz (GDAG) ändern sollte.

Auch ist die aktuelle TI wenig nutzerfreundlich. Die störanfälligen Konnektoren sind wartungsintensiv, teilweise nicht update-fähig, obwohl sie Updates brauchen. Kein gutes Verkaufsargument.

Es war auch lange absurd, dass wir die Konnektoren bereits hatten, aber nichts, um sie zu benutzen. Das ändert sich langsam beispielsweise mit der ePA, der eAU und dem eHkp. In diese Richtung müssen wir weitergehen.

4. Investoren

Das Treiben von Investoren im Gesundheitswesen steht in der Kritik. Welche Regelungen halten Sie für notwendig, damit Kapitalinvestoren nicht durch Rosinenpickerei die Versorgung verschlechtern?

 

Wir brauchen grundsätzlich auch bei den iMVZ eine berufsrechtliche Kontrolle. Wir müssen den Organen der Selbstverwaltung die dafür nötigen Werkzeuge an die Hand geben, damit sie diese Kontrolle auch ausüben können. 

5. GOÄ

Die Gebührenordnung für Ärzte ist 30 Jahre alt und reformbedürftig. Jetzt haben sich Bundesärztekammer, Privatversicherungen und die Beihilfe auf eine neue GOÄ geeinigt. Würden Sie die Umsetzung einer GOÄ-Novelle in der nächsten Regierung in die Koalitionsvereinbarung schreiben?

 

Ja! Und nicht nur die GOÄ, sondern auch die Novellierung der GOZ!

Die Antworten der anderen Kandidaten

CDU/CSU

Dr. Stephan Pilsinger

„Ich habe etwas dagegen, wenn MVZ klar bessere Wettbewerbs-Bedingungen haben und diese auch ausnutzen.“

SPD

Nezahat Baradari

„Die Entbudgetierung der Fachärzte muss kommen, sonst wird es ungerecht.“

Grüne

Prof. Dr. Armin Grau

„Langfristig wäre eine einheitliche Gebührenordnung anzustreben.“

Das fordert der Virchowbund

  • Faire Rahmenbedingungen für Niederlassung in eigener Praxis sowohl für Hausärzte als auch Fachärzte als Gegengewicht zu Großstrukturen
  • Staatsmedizin verhindern
  • Selbstverwaltung stärken
  • Freiberuflichkeit im Curriculum des Medizinstudiums verankern
  • Benachteiligung angestellter Ärzte in einer Kooperationsstruktur aufheben
  • Nationalstaatsprinzip in der EU einhalten
  • Budgetierung beenden

 

Was ist Freiberuflichkeit?

  • Rolle des koordinierenden Haus- oder Facharztes definieren
  • Freie Arztwahl als Wahltarif
  • Einführung von Eigenbeteiligungen
  • Digitale oder Telefonische Erstanamnese
  • Integrierte Notfallzentren (INZ) durch KVen
  • Terminausfälle sanktionieren (No-show-Gebühr)
  • Praxis-Checkin durch Patienten
  • Förderung der Gesundheitskompetenz

 

Ideen zur Patientensteuerung entdecken

  • Digitale, arztgeführte Fallakte statt ePA
  • Datenhoheit bei den Patienten
  • Integration in die Praxisabläufe
  • höchste Ansprüche an Datenschutz, Vertraulichkeit und Schweigepflicht
  • Qualitätssiegel für Gesundheits-Apps
  • rechtliche Absicherung für Ärzte bei unvollständigen Daten
  • Digital Health in den Lehrplänen des Medizinstudiums
  • Sanktionen gegenüber der Ärzteschaft beenden
  • Anwendungen mit Mehrwert im Praxisalltag einführen
  • Zustellbestätigung der Kassen bei Versand der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)
  • Evaluation zur Einführung der ePA in Pilot- oder Testregionen
  • angemessene Vergütung für den Aufwand, der durch die Digitalisierung in den Praxen entsteht

 

Diese Anwendungen sind zentral

  • Transparenz der Eigentümerstrukturen
  • Der ärztliche Leiter eines MVZ muss ein zugelassener Vertragsarzt sein und ab einer bestimmten Anzahl von Ärzten in voller Zulassung arbeiten
  • medizinische Alleinverantwortung durch den ärztlichen Leiter
  • Erfüllung des Versorgungsauftrages kontrollieren, Rosinenpickerei verhindern
  • Veräußerung von Gesellschaftsanteilen einschränken
  • Gründung von Versorgungseinheiten durch Krankenhäuser einschränken
  • Krankenhaus-MVZ nur mit räumlichem und Fachgebiets-Bezug

 

So kann das Problem gelöst werden

  • GOÄneu unverzüglich umsetzen
  • Duales System erhalten
  • Entbudgetierung für Haus- und Fachärzte
  • EBM an Oberarztgehalt anpassen
  • Prinzip der Einzelleistungsvergütung auch im GKV-Bereich ausbauen

 

Das ist der Streit bei der GOÄ-Novelle

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