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Qualitätsmanagement
Qualitätsmanagement in der Arztpraxis soll die Patientenversorgung sicher und zielgerichtet machen. Hier lernen Sie wichtige QM-Instrumente kennen und erfahren, wie Sie ein QM-System einführen.
Qualitätsmanagement (QM) ist die Basis für gute Praxisorganisation. Vor allem aber es ist nicht so kompliziert, wie es klingt. Im Grunde geht es darum, Fehler in der Arztpraxis zu vermeiden. Hohe Qualität in der Patientenversorgung und effiziente Abläufe sollen nicht dem Zufall überlassen werden. Regeln, Strukturen und Protokolle erleichtern letztlich die Arbeit.
Fehler können überall passieren: bei der Behandlung, bei der Dokumentation in der Patientenakte, bei der Terminplanung, in der Lagerhaltung … QM-Instrumente reduzieren die Gefahr, dass solche Fehler auftreten - und, dass derselbe Fehler sich wiederholt.
Viele QM-Maßnahmen setzen Ärzte und MFA bereits tagtäglich intuitiv um. Andere sind z. B. durch Vorgaben und Gesetze vorgeschrieben. Wer beispielsweise ambulante Operationen durchführen möchte, muss spezielle Qualitätsanforderungen erfüllen und das auch nachweisen können.
Qualitätsmanagement ist eine Pflicht für jede Arztpraxis laut § 135a SGB V. Wenn Sie sich als Arzt niederlassen, haben Sie 3 Jahre Zeit, ein QM-System einzuführen. Es ist aber sinnvoll, das möglichst rasch umzusetzen. Die Vorgaben können Sie individuell an die Größe Ihrer Praxis anpassen.
Die QM-Kommissionen der Kassenärztlichen Vereinigungen führen Stichproben-Kontrollen durch. Auch bei der Praxisbegehung kann das Qualitätsmanagement geprüft werden.
Qualitätsmanagement beinhaltet ein Bündel von Maßnahmen, um die Arbeitsabläufe in der Arztpraxis zu standardisieren und zu verbessern. Die QM-Maßnahmen werden dokumentiert und regelmäßig überprüft. Qualitätsmanagement ist also keine Einmal-Aufgabe, sondern ein Zyklus.
Die QM-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) definiert als Grundelemente des ärztlichen Qualitätsmanagements:
- Patientenorientierung einschließlich Patientensicherheit
- Mitarbeiterorientierung einschließlich Mitarbeitersicherheit
- Prozessorientierung
- Kommunikation und Kooperation
- Informationssicherheit und Datenschutz
- Verantwortung und Führung
Vorteile
Qualitätsmanagement kann den Praxisalltag erleichtern. Je größer die Praxis und das Team, umso wichtiger wird gute Praxisorganisation. Eindeutige Anweisungen, reibungslose Abläufe und klare Zuständigkeiten sparen Zeit und schonen die Nerven. Das verringert auch die Wartezeiten.
Hier erfahren Sie mehr zum Terminmanagement.
Ein QM-System hilft auch, die Praxis weiterzuentwickeln und Potenzial für Verbesserungen aufzuspüren. Wenn Sie Ihr Praxismanagement optimieren möchten, lesen Sie auch den Beitrag Controlling.
- Klare Zuständigkeiten
- besseres Verständnis für Arbeitsabläufe und -anweisungen
- besserer Überblick über Aufgaben und delegierte Tätigkeiten
- Ressourcen besser planen und einsetzen
- Fehler und Risiken vermeiden (siehe auch Berufshaftpflicht)
- Einheitlichkeit (z. B. der Dokumentation)
- neue Mitarbeiter schneller einarbeiten
- weniger Konflikte im Praxisteam
- zufriedenere Patienten
- Zeit sparen
- Geld sparen
Gutes Praxismanagement kann man spüren. Das Praxisteam ist zufriedener und die Patienten ebenso. Das ist die beste Werbung für die Praxis.
Ein QM-System einzuführen kostet zwar Geld. Doch im laufenden Praxisbetrieb spart ein funktionierendes QM diese Kosten schnell wieder ein.
QM einführen
Bei der Einführung Ihres QM-Systems müssen Sie einmalig Ihren Status erheben: Welche QM-Instrumente nutzen Sie schon, welche Ziele erreichen Sie bereits?
Danach fahren Sie im sogenannten PDCA-Zyklus weiter. Das steht für: Plan, Do, Check, Act.
Plan: Planen Sie die Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen mit einer eindeutigen Aufgabenverteilung und einem klaren Zeitplan.
Do: Führen Sie die geplanten Verbesserungsmaßnahmen durch.
Check: Überprüfen Sie regelmäßig das Erreichte an den selbst gesetzten Zielen.
Act: Entwickeln Sie Ihre Ziele strategisch kontinuierlich weiter.
Wenn Sie Qualitätsmanagement etablieren möchten, sollten Sie bei den Aufgaben und Prozessen starten. Definieren Sie, welche Aufgaben in der Arztpraxis anfallen und wer wofür verantwortlich ist. Legen Sie für jede Aufgabe auch eine Vertretung fest. Ein Organigramm oder eine Arbeitsplatzbeschreibung können dabei helfen.
Eine klare Arbeitsplatzbeschreibung, die für jeden Mitarbeiter verständlich ist, schafft auch größere Verbindlichkeit – und verringert Missverständnisse und Abstimmungsprobleme.
- Diagnostische und therapeutische Abläufe
- Dokumentation in der Patientenakte
- Abrechnung der Leistungen
- Hygiene
- Arbeitsschutz und -sicherheit
- Datenschutz und -sicherheit
- IT
- Medizinprodukte und Medizingeräte
- Strahlenschutz
- Gefahrstoffe
- Bestellungen und Einkauf
Definieren Sie die Aufgaben ganz konkret und eindeutig. Legen Sie auch Ziele fest – ebenfalls so konkret wie möglich. Dabei können Sie sich z. B. von der QM-Richtlinie leiten lassen.
Die folgenden Qualitätsziele sollten Sie weiter konkretisieren, z. B. „maximal X pro Monat“:
- weniger Beschwerden
- weniger kritische Ereignisse
- mehr präventive Leistungen durchführen
- mehr Impfungen gegen Diphterie, Masern, Influenza … anbieten bzw. durchführen
- weniger nicht abgesagte Termine
- weniger Rückfragen anderer Praxen oder Einrichtungen aufgrund fehlender, nicht weitergeleiteter oder nicht mitgegebener Unterlagen
- mehr Fortbildungen im Team, z. B. Hygienekurs
- weniger Überstunden pro Mitarbeiter
Erstellen Sie dann einen Zeit- und Maßnahmenplan, um diese Ziele zu erreichen. Kontrollieren Sie regelmäßig, wie gut die Maßnahmen umgesetzt wurden und führen Sie, wo nötig, neue Maßnahmen ein.
Beim Aufbau eines internen QM-Systems helfen sogenannte Qualitätsmanagement-Verfahren wie QEP®, KTQ® oder EPA. Ob Sie ein solches Verfahren nutzen, bleibt Ihre Entscheidung. Sie können Ihre Praxis auch nach der branchenübergreifenden Norm DIN EN ISO 9001 zertifizieren lassen.
QM-Beauftragter
QM ist eine Teamaufgabe. Das gesamte Praxisteam muss aktiv eingebunden werden. Fortbildungen für das Praxisteam sind Teil des QM. Gut qualifizierte Mitarbeiter sind in der Regel motivierter, übernehmen mehr Verantwortung und machen weniger Fehler.
Einen Vertragsarzt oder eine Vertragsärztin sollten Sie gegenüber der KV als Zuständige/n benennen. Zusätzlich sollte ein eigener QM-Beauftragter für die Umsetzung ernannt werden – z. B. eine erfahrene MFA.
Der oder die QM-Beauftrage sollte mindestens eine spezielle QM-Fortbildung besuchen. Zu den Aufgaben des QM-Beauftragten gehört:
- QM-Aufgaben und Zeitpläne überwachen
- Zuständigkeiten vergeben, delegieren
- QM-Handbuch laufend aktualisieren
- Fehler offen ansprechen und Lösungen finden
- Für die Einhaltung des Qualitätsmanagements motivieren
QM-Instrumente
Ein QM-System nutzt viele verschiedene Instrumente. Einige davon sind sicherlich auch in Ihrer Arztpraxis schon im Einsatz. Klicken Sie für Details zu den einzelnen QM-Instrumenten.
Teambesprechungen sollten zu einem festen Termin (z. B. 1x pro Monat je 30 Minuten) und in fester Form (mit Tagesordnung, Moderation und Protokoll) durchgeführt werden. In größeren Praxen und MVZ können auch Gruppenbesprechungen sinnvoll sein.
In der Teambesprechung können Sie aktuelle Aufgaben und Termine, Fallbesprechungen, Unterweisungen, Geräteeinweisungen und Übungen behandeln. Sprechen Sie aber auch Fehler, sicherheitsrelevante Ereignisse, Beschwerden und Schäden offen an.
Ihr Ziel sollte sein, dass Ihre Mitarbeiter keine Angst haben, über solche Probleme zu reden. Legen Sie den Fokus auf die Ursache und nicht die Person. Sehen Sie Fehler als Chance, zu lernen.
Im Gegensatz zur Teambesprechung findet das Mitarbeitergespräch normalerweise einmal im Jahr und unter vier Augen statt. Das Mitarbeitergespräch sollten Sie mit einem Leitfaden führen, den Sie als Dokumentation in der Personalakte abheften. Hier finden Sie eine Checkliste zum Mitarbeitergespräch.
Sie können mit den Mitarbeitern auch Zielvereinbarungen zum Qualitätsmanagement schließen. Werden die QM-Ziele erreicht, erhalten die zuständigen Mitarbeiter einen Bonus. Das steigert die Motivation.
Jede Praxis braucht ein Risikomanagement und Fehlermanagement. Als Risiko gilt alles, was z. B. physischen, psychischen oder finanziellen Schaden auslösen könnte. Solche Risiken können Haftungsansprüche von Patienten nach sich ziehen, gegen die Sie sich mit einer Berufshaftpflichtversicherung absichern müssen. Daneben müssen Sie aber auch Maßnahmen ergreifen, solchen Risiken vorzubeugen. Auch die Gefährdungsbeurteilung gehört zum Risikomanagement.
Damit eng verknüpft ist das Fehlermanagement. Darunter versteht man den systematischen Umgang mit Fehlern. Fehler und unerwünschten Ereignisse sollen schnell erkannt werden. Sie sollen dazu genutzt werden, Verbesserungen anzustoßen und zukünftige Fehler zu vermeiden. Deswegen sollen Fehler z. B. dokumentiert und in der Teambesprechung analysiert werden. Danach setzen Sie Ziele zur Fehlervermeidung und treffen entsprechende Maßnahmen.
Zusätzlich können Sie Fehlermeldesysteme im Internet nutzen. Dort werden Fehler anonym gemeldet und gesammelt, damit noch mehr Ärzte und MFA daraus lernen können. Die bekanntesten Fehlerberichtssysteme sind CIRS (Critical Incident Reporting System) und „Jeder Fehler zählt“.
Nutzen Sie Tabellen oder Flussschemata, um die wichtigsten Arbeitsschritte bei wiederkehrenden Prozessen aufzulisten und die Zuständigkeiten bei Schnittstellen zu klären.
Sinnvoll sind solche Beschreibungen z. B. bei diesen Prozessen:
- Erstvorstellung von Patienten
- häufigste Untersuchungen
- häufigste Behandlungen
- Notfallversorgung/Erste Hilfe
- Patientenaufklärung
- Terminmanagement
- Schmerzbehandlung
- Folgeverordnungen von Arzneimitteln
- Prüfung der Arzneimittelsicherheit (Polypharmazie, Risikoarzneimittel)
- Vermeidung von Stürzen
- Umgang mit personenbezogenen Daten
- Einarbeitung neuer Mitarbeiter
- Organisation der Praxis (z. B. Abrechnung, Materialbestellung)
Ähnlich wie die Prozess- und Ablaufbeschreibung unterweisen Sie die Mitarbeiter z. B. zu den Themen
- Aufbereitung von Medizinprodukten
- Händewaschen und Handpflege
- Händedesinfektion
- Reinigung und Desinfektion von Räumlichkeiten und Ausstattung
- Hygieneplan
- Patienten mit meldepflichtigen Erkrankungen
- Rationaler Einsatz von Antibiotika
Checklisten helfen z. B. zu kontrollieren, ob die Abläufe laut Prozessbeschreibung eingehalten werden. So lassen sich Standards aufrechterhalten. Checklisten sind z. B. hilfreich für diese Aufgaben:
- strukturierte Anamnese
- Einschätzung der Dringlichkeit zur Terminvergabe
- Kontrolle der Notfallausstattung
- Übergabe von Informationen zur Einweisung ins Krankenhaus
- Einschätzung des Sturzrisikos von Patienten
- Vorbereitung von operativen Eingriffen
Klicken Sie hier, um unsere Checklisten für den Praxisalltag herunterzuladen – z. B. für den Inhalt des Notfallkoffers.
Befragen Sie regelmäßig Ihre Patienten zu Ihrer Zufriedenheit. Daraus können Sie Verbesserungspotentiale ableiten und auch Anregungen für neue Leistungen erhalten. Nutzen Sie einen standardisierten Fragebogen, z. b. eZAP.
Auch Beschwerden sollten Sie für sich nutzen. Eine Beschwerde zeigt Ihnen, wo aus Sicht der Patienten noch Verbesserungspotential besteht. Auch aus ungerechtfertigten Beschwerden lässt sich oft etwas lernen.
Lesen Sie hier mehr zum Beschwerdemanagement.
Patienten mit bedrohlichen Gesundheitsstörungen müssen als Notfälle erkannt und so schnell wie möglich versorgt werden – egal, ob in der Praxis oder am Telefon persönlich oder telefonisch.
Zusätzlich können Notfälle wie allergische Reaktionen aber auch Brandfälle, Unfälle etc. in der Praxis auftreten. Üben Sie mit Ihrem Team mindestens 1x pro Jahr, was in solchen Fällen zu tun ist. Außerdem sollten Sie einen Notfallplan in der Praxis aushängen. Hier finden Sie einen Notfallplan zum Download.
Akutschmerzen sollen standardisiert aus Patientensicht erfasst, dokumentiert und nach einem individuellen Behandlungsplan behandelt werden. Bei postoperativem Akutschmerz sollten indikationsspezifische interne schriftliche Regelungen angewendet werden.
Wird ein Patient überwiesen, ist die Kommunikation zu Medikationsplan, weiterführender Therapie etc. oft entscheidend für den Behandlungserfolg. Auch dafür sind u. a. Ablaufpläne und Checklisten hilfreich.
Die gesamten patientenbezogenen Abläufe in der Praxis sollten eindeutig und nachvollziehbar dokumentiert sein – von der Erhebung der Patientendaten bis zur Übermittlung von Unterlagen und Befunden. Die Dokumentation soll außerdem schnell, vollständig und ausreichend lange zur Verfügung stehen.
Welche Fristen wann gelten, erfahren Sie in unserer Praxisinfo „Aufbewahrungspflichten“.
In einem Qualitätszirkel tauschen sich Ärzte über ihre Arbeit aus. Sie reflektieren sich und geben einander Feedback, zum Beispiel in Form von Peer Review. Die Teilnehmer wollen die Qualität ihrer Behandlung, aber auch ihre Praxisführung gezielt weiterentwickeln.
In Deutschland existieren rund 10.000 ärztliche Qualitätszirkel. Für die Teilnahme an einem Qualitätszirkel können Ärzte Fortbildungspunkte erhalten. Moderatoren und Tutoren können sich mit finanzieller Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigungen ausbilden lassen.
Die Methode Peer Review kommt auch bei den Senior Expert Docs® zum Einsatz. Erfahren Sie hier mehr über das Praxiscoaching durch Kollegen.
Sie möchten sich niederlassen oder sind frisch niedergelassen? Dann ist jetzt die beste Zeit, um eine QM-System in Ihrer Praxis zu etablieren. So verhindern Sie von vorne herein, dass sich schlechte oder falsche Prozesse einschleifen.
Laden Sie jetzt unsere Praxisinfos, Musterverträge und Checklisten herunter, und machen Sie sich damit Ihr Leben leichter. Auch unsere kostenlose Rechtsberatung für Mitglieder ist bei Fragen für Sie da. Einen persönlichen Mentor für die Niederlassung finden Sie unter Senior Expert Docs®.
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