Hygienemanagement in der Arztpraxis

Das Thema Hygiene in der Arztpraxis umfasst viele Bereiche: von Desinfektion über Medizinprodukte bis Arbeitskleidung. Hygiene ist für Ärzte und Medizinische Fachangestellte essenzieller Bestandteil der täglichen Arbeit. Wir geben eine Übersicht, was zum Hygienemanagement dazugehört.

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Hygienemanagement – was ist das?

Gutes Hygienemanagement in Arztpraxen ist entscheidend, um hygienische Standards aufrechtzuerhalten und Infektionsschutz zu gewährleisten. Das gilt besonders, wenn Sie in Ihrer Praxis invasive Eingriffe wie Operationen, Blutabnahme und Infusionen anbieten.

Hygienemanagement umfasst Maßnahmen und Verfahren, die dazu dienen, Patienten, das Praxisteam und andere Personen vor Infektionen zu schützen. Wichtig ist die Einhaltung von Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien und Empfehlungen in Bezug auf Hygiene und den Umgang mit Medizinprodukten.

Hygienemanagement ist eine umfangreiche Aufgabe und Teil des Qualitätsmanagements. Verantwortlich sind Sie als Praxisinhaber oder -inhaberin.

Margaret Plückhahn
Praxisberatung

Hygienemanagement

Verstöße gegen Hygienerichtlinien können spätestens bei einer Praxisbegehung teuer werden. Bei einer Begehung des Gesundheitsamtes z. B. können Händehygiene, allgemeine Hygiene und der Umgang mit Medizinprodukten und Medikamenten kontrolliert werden. Mit der Checkliste „Praxisbegehung“ sind Sie gut vorbereitet.

Das sind die gesetzlichen Grundlagen

Eine Reihe unterschiedlicher Verordnungen und Gesetze regeln gemeinsam, wie Hygiene in der Arztpraxis umgesetzt werden soll. Einige gelten bundesweit, andere jeweils in einem Bundesland oder abhängig von der speziellen medizinischen Einrichtung.

Das Infektionsschutzgesetz regelt verschiedene Aspekte zum Schutz vor übertragbaren Krankheiten, Maßnahmen zur Vorbeugung, Erkennung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten und die Zusammenarbeit zwischen den Behörden auf Bundes- und Länderebene.

U. a. enthält es Angaben zu

  • Meldepflicht: Es definiert, welche Krankheiten und Krankheitserreger meldepflichtig sind
  • Übertragungswegen: Das Infektionsschutzgesetz schreibt vor, wie Infektionen verhütet und bekämpft werden sollen
  • Hygienemaßnahmen: Das IfSG listet auf, mit welchen Hygienemaßnahmen (nosokomiale) Infektionen – auch in Arztpraxen – vermieden werden sollen und macht Vorschriften zu Hygieneplänen
  • Rechtliche Grundlagen: Es definiert die Zuständigkeiten und Befugnisse der zuständigen Behörden, wie Gesundheitsämter und Landesbehörden, zur Durchführung von Infektionsschutzmaßnahmen.

Die Hygieneverordnung legt jedes Bundesland individuell fest. Die genauen Bezeichnungen unterscheiden sich. Eine Linkübersicht zu den Verordnungen der Bundesländer finden Sie hier.

Infektionsschutz ist auch Arbeitsschutz. Daher sollten Sie die Vorgaben der Berufsgenossenschaft (BG) kennen. 

  • Arbeitsschutzgesetz
  • Arbeitssicherheitsgesetz
  • Arbeitsstättenverordnung
  • Arbeitsstättenrichtlinie
  • Biostoffverordnung
  • Biozidverordnung

Was gehört zum Hygienemanagement?

Hygienemanagement in der Arztpraxis umfasst viele Aufgaben und Bereiche. Einige Beispiele:

 

Medizinprodukte aufbereiten

Die sichere Verwendung von Instrumenten erfordert die richtige Reinigung, Desinfektion oder Sterilisation gemäß Anweisungen und Verfahren. Kennen Sie auch unsere Checkliste zur Dokumentation der Sterilisation?

 

Händehygiene

Regelmäßiges Händewaschen oder das hautschonendere Desinfizieren sind grundlegende Maßnahmen, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Auch regelmäßiges Wechseln der Handschuhe gehört dazu. Beim Waschen sind z. B. Einmalhandtücher hygienischer als waschbare Handtücher.

 

Personalhygiene

Die Personalhygiene ist besonders wichtig, weil Medizinische Fachangestellte und Ärzte Kontakt zu Patienten haben. Sie umfasst Körperpflege, Arbeitskleidung und Schmuck, zum Beispiel auch Regelungen zu Piercings oder die Pflege der Fingernägel.

 

Reinigung und Desinfektion von Flächen und Arbeitskleidung

Am Seitenende können Sie einen Reinigungsplan herunterladen. Tipps zur hygienischen Reinigung von Praxiswäsche geben wir im Praxisärzte-Blog unter Praxiswäsche richtig waschen.

 

Abfallentsorgung

Bei einer Praxisbegehung wird auch geprüft, ob Sie medizinische Abfälle richtig entsorgen. Dazu zählen Desinfektionsmittel, Inkontinenzabfälle, pathologische und infektiöse Abfälle, Einwegwäsche, Verbandsmaterial, Spritzen, alte Medikamente, Kanülen, Injektionsnadeln, aber auch Röntgenbilder und dazugehörige Flüssigkeiten.

 

Lagerung

Medizinische Produkte, Verbandmittel etc. sollten hygienisch gelagert werden. Dazu gibt es teilweise detaillierte Vorschriften. Beispielsweise sollten sterile Materialien grundsätzlich nicht auf dem Boden stehen, auch nicht in Kartons. Weitere Hinweise finden Sie in unserer Checkliste „Praxisbegehung“.

 

Hygieneplan

Ein Hygieneplan definiert organisatorische und strukturelle Maßnahmen, die in der Arztpraxis umgesetzt werden sollen.

 

Dokumentation

Alle durchgeführten Hygienemaßnahmen und Schulungen müssen dokumentiert werden, damit Sie nachweisen können, dass Sie die Vorschriften eingehalten haben.

 

Schulung und Unterweisung des Praxispersonals

Regelmäßige Schulungen halten die Standards für Hygiene hoch, darunter die richtige Anwendung von Hygienemaßnahmen und den Umgang mit Infektionskrankheiten.

Gute Hygiene ist Patientenschutz – und Schutz für Ärzte und Mitarbeiter.

Wie wird Hygiene in der Arztpraxis umgesetzt?

Hygienemanagement ist Teil des Qualitätsmanagements und wird oft im Rahmen einer Praxisbegehung geprüft. Welche Fehler dort lauern und wie Sie diese Fehler vermeiden können, zeigt unsere Checkliste „Praxisbegehung“.

Damit Hygienemanagement effektiv umgesetzt wird, muss klar sein, wer für die wesentlichen Aufgaben verantwortlich ist. Dies wird im Organigramm oder Verantwortlichkeitsplan festgelegt. Mehr über den Hygienebeauftragen lesen Sie weiter unten.

Auch baulich gibt es Hygieneanforderungen, z. B. bei der Anzahl und Ausstattung der Toiletten. Informieren Sie sich hier, welche Anforderungen an Praxisräume gelten.

Es gibt verschiedene Institutionen, die Ärztinnen und Ärzte, medizinisches Fachpersonal und Praxismitarbeitende bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen unterstützen. Dazu gehören beispielsweise die KVen, die KBV und das Kompetenzzentrum Hygiene und Medizinprodukte.

Häufig verwendete Hygiene-Produkte

Welche Hygieneprodukte Sie in Ihrer Praxis brauchen, hängt von Ihrem Behandlungsangebot ab. In der Tabelle finden Sie gängigsten Hygieneprodukte, die für die meisten Praxen relevant sind.

Wichtig für ihre Wirksamkeit und Haltbarkeit ist die richtige Lagerung. Beachten Sie die Angaben des Produktherstellers und verwenden Sie die Produkte nicht nach deren Ablaufdatum.

Bereich

Produkt

Lagerung

Händedesinfektion

Oberflächen

medizinische Ausrüstung

Desinfektionsmittel und -tücher

 
  • vor direkter Sonneneinstrahlung und Hitze schützen
  • trocken, originalverpackt
  • in gut verschlossenen Flaschen und Spendern
 

Behandlungsliegen

Oberflächen

Einweg-Unterlagen und Abdeckungen

 
  • sauber und trocken
  • am besten in der Originalverpackung
 

Medizinische Schutzkleidung

Verschiedene Typen von Einmalhandschuhen:

  • Untersuchungshandschuhe
  • sterile OP-Handschuhe
  • Chemikalienschutzhandschuhe
 
 
  • sauber und trocken
  • vorzugsweise in einer geschlossenen Verpackung
 

 

Mund-Nasen-Schutz, wie

  • chirurgische Masken
  • FFP2- und FFP3-Masken
 
 
  • sauber und staubfrei
  • Lieferkartons sollten geschlossen bleiben
 

 

Einweg-Schutzkittel und -Schürzen

 
  • sauber und trocken
 

Abfallentsorgung

Entsorgungsbehälter für scharfe Gegenstände (Spritzen, Kanülen etc.)

Abwurfbehälter für infektiösen Abfall (Verbände, Kompressen, Handschuhe etc.)

 
  • sicher verschlossen

Wie Sie Nadelstichverletzungen vermeiden, zeigt unsere Praxisinfo „Notfallpläne und Unterweisungen“

Sie sollten die geltenden Hygienerichtlinien und Vorschriften für medizinische Einrichtungen kennen, auch in Bezug auf die Lagerung. Das ist besonders wichtig bei einer Praxisbegehung.

Andrea Schannath
Rechtsberatung

Hygieneplan Arztpraxis

Der Hygieneplan oder das Hygienehandbuch enthält klare Anweisungen für Praxis und Personal, einschließlich Arbeitsanweisungen. Es legt Prozesse und Standards fest und muss die Hygienevorschriften sowie Arbeitsschutzmaßnahmen gemäß Arbeitsschutzgesetz und Biostoffverordnung berücksichtigen.

Konkret gehören in den Hygieneplan:

  • Regelungen zur Reinigung, Desinfektion und Sterilisation
  • Anweisungen zur Aufbereitung von Medizinprodukten
  • Regelungen zu Versorgung und Entsorgung
  • Unterlagen zur Hygieneschulung für das Praxispersonal

Ein Hygieneplan für die Praxis besteht aus 5 Punkten:

  • Gefährdungsanalysen
  • Risikobewertung
  • Maßnahmen für den Umgang mit Risiken
  • Evaluation der Maßnahmen
  • Schulungsmaßnahmen für das Team
Hygiene dokumentieren

Auch die Dokumentation der Hygienemaßnahmen ist eine wichtige Aufgabe. Einige Vorlagen zur Dokumentation finden Sie unter unseren Checklisten für Mitglieder, zum Beispiel die Vorlage „Reinigungsplan“ oder „Sterilisation – Dokumentation“.

Überprüfen Sie regelmäßig, ob der Hygieneplan und die Hygienevorschriften noch aktuell sind. Dazu können Sie sich auch Unterstützung von außen holen.

Der Hygieneplan sollte allen Mitarbeitenden gedruckt und digital zugänglich sein.

Hier finden Sie ein Muster für den Hygieneplan zum Download.

 

Hygienebeauftragter

Eine Hygienebeauftragte stellt sicher, dass die Hygienestandards eingehalten und Infektionen vermieden werden. Zu ihren Aufgaben gehört:

  • Hygienekonzept erstellen
  • Hygienerichtlinien einhalten bzw. überwachen
  • Team schulen und instruieren
  • Praxisabläufe in Bezug auf Hygiene verbessern

Sie könne einen Hygienebeauftragten mit Qualifikation im Team benennen oder MFA zur Hygienefachkraft fortbilden. Auch als Arzt können Sie eine Hygieneschulung absolvieren.

Die Fortbildung dauert in der Regel 40 Stunden und behandelt rechtliche Grundlagen, Praxishygiene, Desinfektion und viele weitere Themen.

In unserem Blogbeitrag „Hygienebeauftragte in der Arztpraxis“ geben wir einen detaillierten Überblick über Einsatz, Aufgaben und Qualifikation.

Lesen Sie hier mehr zum Qualitätsmanagement und zur Gefährdungsbeurteilung oder laden Sie die Checkliste „Praxisbegehung“ und weitere Checklisten hier herunter (nur für Mitglieder).

 

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